Alt gegen neu oder eine Erweiterung der bestehenden Business-Cases? Cloud Computing wirft immer noch viele Fragen auf, doch auch im GI-Umfeld sind die Potenziale, die sich aus den neuen Betriebsmodellen ergeben, nicht mehr wegzudenken. Jürgen Schomakers, Geschäftsführer und CTO der Esri Deutschland GmbH, hat seine Ansichten zum Thema Cloud Computing in zehn Thesen zusammengefasst.
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„Beim Cloud Computing geht es nicht um alt gegen neu“, soviel steht für Jürgen Schomakers fest. Der Geschäftsführer und CTO der Esri Deutschland GmbH sieht große Chancen für Cloud-basierte GIS-Lösungen, ist aber davon überzeugt, dass auch Client-Server basierte Expertensysteme weiter ihre Berechtigung haben werden. Esri positioniere sich als Hersteller mit ArcGIS Online klar in der Cloud. Der IT-Umbruch berge große Chancen, aber auch Risiken, so der Technologie-Experte, und man müsse als GI-Hersteller das richtige Timing im Blick haben. „Wer zu früh ist, trifft mit seinen Entwicklungen auf unvorbereitete Kunden, wer zu spät kommt, der habe ohnehin das Nachsehen“, so Schomakers. Doch die Zeit arbeitet für die Cloud, das ist Schomakers These Nummer eins.
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Cloud-Lösungen sollten nicht komplett losgelöst von herkömmlichen GI-Systemen betrachtet werden, so lautet Schomakers These Nummer zwei. Die Geschäftsmodelle werden sich entsprechend der technologischen Entwicklungen anpassen und es entstehen seiner Auffassung nach neue Geschäftszweige, die mit den traditionellen IT-Infrastrukturen nicht denkbar gewesen wären. Moderne Anwendungsszenarien fasst er unter dem Oberbegriff „Collaboration und Sharing“ zusammen. Er versteht darunter beispielsweise die Bereitstellung von GIS-Informationen im Internet, die Integration von Geoinformationen in Enterprise Systeme oder die Zusammenarbeit an GIS Themen über Unternehmensgrenzen hinweg.
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So wie Cloud-GIS mit traditionellen GI-Systemen korrespondieren, so ist Cloud-GIS auch in die aktuellen IT-Trends und Arbeitswelten eingebettet zu betrachten. Als Turning Point in der IT-Entwicklung steht für Schomakers der 9. Januar 2007 fest. An diesem Tag präsentierte Steve Jobs das erst iPhone und mit ihm eine neue Art zu kommunizieren. IT wurde zum Hype und eine ganze Generation lebt und arbeitet seither mobil, kommuniziert über das Netz, bindet weite Bereiche des Privat- wie Geschäftsleben in Apps ein. „Appifizierung“ nennt der Esri CTO diese Entwicklung – es ist Schomakers These Nummer drei.
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Mit der Appifizierung setzt der Esri-Experte die Leitplanken für seine These Nummer vier: Auch geschäftlich stehen immer mehr vier Buchstaben Pate für eine neue Arbeitsweise: BYOD. „Bring you own Device“ meint, dass auch immer öfter private Smartphones, iPads, oder andere mobile Plattformen mit in die IT-Landschaft des Unternehmens eingebunden werden. Mitarbeiter werden mobiler, wollen aber auch stets alle Inhalte und Informationen auf dem aktuellen Stand haben, um ihre Arbeiten ausführen zu können, wo auch immer sie sind. Da ist es für Schomakers nur folgerichtig, dass Esri mit der ArcGIS Plattform und über die Cloud Geoinformationen auf jedem Device, an jedem Ort und zu jeder Zeit anbietet.
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Die „Consumerization“ der IT, also vor allem die immer weiter fortschreitende Vereinfachung der Nutzung, setzt sich auch in GIS-Lösungen fort. „Es werden immer mehr „Punktlösungen“ entwickelt“, so Schomakers – Lösungen also, die speziell auf eine Aufgabe zugeschnitten seien. Diese Punktlösungen erweitern und integrieren sich mit komplexen, großen GIS-zentrischen Lösungen. „Es gibt immer mehr Apps, die auf bestimmte Problemstellungen zugeschnitten sind und damit von vielen genutzt werden“, so Schomakers. Seine These Nummer fünf lautet also: : Die Bedienung von GIS wird immer einfacher, die Nutzer wollen sie bedienen wie Mainstream-IT.
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Cloud Computing als Stellschraube in diesem Gesamtgefüge bietet für Schomakers in seiner These Nummer sechs eine weitere seit langem ersehnten Nebeneffekt: GIS werde durch Cloud Computing aus seiner Nischenrolle entwachsen, ist sich der CTO von Esri sicher. Ob in Business-Intelligence- oder in Customer-Relation-Management-Lösungen – die räumliche Komponente ist für das Gros an Unternehmenssoftware mehr als ein kleines Plus. Durch Cloud basierte Lösungen werde der Schritt Richtung Integration in die zentrale Enterprise-IT Realität.
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Cloud Computing ist in erster Linie für den Kunden ein neues Servicemodell, so Schomakers These Nummer sieben. Merkmale dieser neuen GI-Angebote seien, dass man sie aus der Steckdose nutzen könne. „Starte sofort, richte alles selber ein, zahle nach Nutzung“, so umschreibt Schomakers seine Idee vom GIS aus der Cloud.
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Cloud-Lösungen lassen sich in drei wesentlichen Kategorien darstellen: IaaS (Infrastructure as a Service), PaaS (Platform as a Service) und SaaS (Software as a Service). Esri bedient sich aller drei Ansätze basierend auf einer flexiblen Plattformarchitektur und für alle diese Ansätze gibt es mittlerweile zahlreiche Beispiele. „GIS ist Cloudready“, so könnte man Schomakers achte Kernthese formulieren.
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These Nummer neun: Wie die ArcGIS Plattform implementiert wird, ob sie „on premise“ – also in der Kunden eigene Infrastruktur –, in der öffentlichen Cloud – etwa bei Amazon – oder auch als SaaS (ArcGIS online) in der Esri Cloud verankert ist, das liegt in erster Linie beim Kunden und dessen Aufgabenstellungen. Die ArcGIS-Plattform und ihre Implementierung in der Cloud ist also geprägt von Flexibilität und kann entsprechend der Kundenwünsche in Bezug auf seine Aufgabenstellungen und seine Ansprüche an Datensicherheit angepasst werden.
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Wer GIS als Cloud-Service anbiete, sei gut beraten bereits Content mitzuliefern, dessen ist sich Schomakers sicher. „Content ist King“, so seine These Nummer zehn. Esri lebe diese Sichtweise nachdrücklich, indem Content ein fester Bestandteil der ArcGIS-Plattform geworden sei. Esri liefere seinen Kunden auf seiner Plattform mittlerweile kostenlose Basemaps, Luft- und Satellitenbilder, Geosearch und Verkehrsdienste, 3D-Höhen und -Stadtmodelle sowie kostenpflichtige Routingdienste, Batch-Geocoding und weitere Analysedienste. Darüber hinaus kann die ArcGIS-Plattform über den ArcGIS Marketplace mit Partner-Anwendungen und weiteren PartnerContent, wie etwa Wetterdaten oder Sozio-Demographische Daten flexibel erweitert werden.